Umwelt
Kritische Anmerkungen

Das ALTE Land und seine Dörfer - einmal anders gesehen!

Dieser Bericht wendet sich an alle, denen die fast immer gleichen Fotos von rosaroten Blüten, dekorativen alten Häusern und bunten Trachten in den zahlreichen Büchern, Broschüren und Prospekten langsam auf die Nerven gehen, und die darüber hinaus auch mit kitschigen Vorgärten (siehe auch Schottergärten), phantasielosen Neubauten und verschandelten Läden und Kneipen ein Problem haben.
Bunte Ansichtskarten einer zweifellos immer noch existierenden Idylle sind eben nur die eine Hälfte der Medaille. Sie gaukeln eine heile Welt vor, die so schon lange nicht mehr existiert und sie vermitteln dadurch vielen Menschen eine trügerische Illusion. Die nicht so fotogene Kehrseite wird leider oft übersehen!

Mein Bericht ist übrigens auch gedacht für jene, die über den hier stark zunehmenden Autoverkehr mit seinen oft negativen Folgen für die Umwelt  beunruhigt sind. Stichworte, wie z.B. die Zukunft der Elbinsel Hahnöfersand, erneute Fahrrinnenvertiefung der Unterelbe und die zunehmende Verschlickung der Estemündung lassen ahnen, was in naher Zukunft an Problemen auf uns zukommt, bzw. ja schon zum Teil unwiderruflich geschehen ist. Leider ist diese Entwicklung kaum aufzuhalten. Vielleicht gelingt es aber doch noch, eine stärkere Sensibilisierung sowohl der Einwohner als auch der Touristen für diese bedauerlichen Zustände zu erreichen und die allerschlimmsten Auswüchse zu verhindern.
Immerhin werden ja gelegentlich auch begrüßenswerte Anstrengungen unternommen, wie zum Beispiel die Eigentümer denkmalgeschützter Häuser bei der Renovierung und Pflege finanziell zu unterstützen. Das ist  jedoch nicht ausreichend, weder in finanzieller noch in ideeller Hinsicht!
Im Bewußtsein der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung spielen diese hier angeführten Probleme leider keine große Rolle. Wie sollten sie auch, wenn es einerseits vorwiegend um wirtschaftliche Interessen geht und andererseits vielen Menschen der Sinn für die Erhaltung überlieferter Formen und Bauweisen abhanden gekommen ist - vielleicht sogar nie vorhanden war! Hinzu kommt bei nicht wenigen Bauherren und so genannten "Baumeistern" ein fehlendes Gespür für das Echte und Originale. Ihre Unfähigkeit, Altes auch einmal stilsicher mit Neuem zu verbinden und kreativ, zum Beispiel mit Stahl und Glas, etwas Individuelles und Modernes zu schaffen, ist leider immer noch die Regel!
Man sollte im übrigen den "Fachwerkstil" bei Neubauten nicht so ohne weiteres übernehmen, sondern möglichst nur dort einsetzen, wo er wegen des Umfeldes Sinn macht, z.B. in Baulücken oder einem Ensemble im Ortskern. Aber auf keinen Fall dann, wenn es schlechte Kopien sind, die das Original nur vortäuschen.
Neues sollte entstehen, das sich dem Alten ebenbürtig an die Seite stellen kann. Doch Häuser im "Maurermeisterstil" sind die deprimierende und klägliche Realität!
Jork und seine Ortsteile stehen in dieser Hinsicht hier nur als Beispiel für viele andere Dörfer im Alten Land. Eine endlich auf den Weg gebrachte Gestaltungssatzung wird hoffentlich in Zukunft die schlimmsten Bausünden verhindern. Aber allein die Tatsache, dass es ohne Vorschriften überhaupt nicht mehr geht, zeigt die ganze Misere in der wir uns heute offenkundig befinden, nur um so deutlicher.
Vielleicht tragen meine Anmerkungen ein wenig dazu bei, dass unser an einigen Stellen immer noch schönes Dorf sich den unverzichtbaren Rest seiner Originalität bewahren kann und gleichzeitig ein Umdenken bei allen Bewohnern im Hinblick auf die künftige Ortsentwicklung erreicht wird.
Es lohnt sich - für uns alle!
Fred Lang

Nachtrag 1
In diesem Zusammenhang hat mich eine schon vor langer Zeit verfasste Abhandlung sehr beeindruckt. Sie zeigt eindringlich und überzeugend den auch schon früher nur geringen Stellenwert denkmalpflegerischer Belange gegenüber wirtschaftlichen Interessen auf:

Jork. Über die Zerstörung eines der schönsten Dörfer des Alten Landes
Verfasser: Fritz v. Osterhausen, Amt für Denkmalschutz Stade.

Hier ein Protestplakat aus den 1980er-Jahren

Protestplakat
Bio-Obsthof Augustin
21635 Jork, Klein Hove 21


Nachtrag 2 

Hier noch ein bedenkenswerter Artikel aus der Wochenzeitschrift DIE ZEIT: "Der Obstkorb der Nation"
Erntedank im Alten Land: Wie oft wird es das noch geben? Deutschlands größtes Obstanbaugebiet droht unter Hamburgs Airbus-Ausbau und neuen Straßentrassen zu verschwinden. Seine einzigartige Geschichte scheint zu Ende zu gehen. 
Von Emanuel Eckardt
© DIE ZEIT 23.09.2004 Nr.40

Hier der Link: http://www.zeit.de/2004/40/A-Altes_Land

Nachtrag 3

Zur Zeit ist der "Verein für die Anerkennung des Alten Landes zum Welterbe der UNESCO e.V" mit großem Einsatz aktiv.
Hoffen wir, dass er Erfolg hat!

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